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  • barbararheden

Intelligent, reflektiert & handysüchtig

Wie die Altersgruppe 17 bis 25 mit der Technologie kämpft, die ihr eigentlich das Leben erleichtern sollte.


Vor kurzem hatte ich das große Vergnügen einen zweitägigen Workshop mit einer tollen Gruppe von jungen Erwachsenen zu leiten. Das Thema des Workshops lautete: "Learning&Earning" und sollte grundlegendes Wissen über das menschliche Gehirn und wie es Inhalte am besten aufnimmt und speichert, vermitteln.


Als Lehrerin und Mutter eines Zehnjährigen kenne ich viele Sorgen und Schulprobleme der heutigen Zeit nur zu gut. Im Vergleich zu meiner Schulzeit, die jetzt doch schon 15 Jahre zurückliegt, hat sich eines im Wesentlichen verändert: Die Kinder und jungen Erwachsene sind handysüchtig! Nicht alle, versteht sich. Um an dieser Stelle KEINE Studie zu zitieren, behaupte ich jetzt einfach aus persönlicher Erfahrung: Es sind sehr viele und es ist ein großes Problem!


Handysüchtig oder einfach nur faul?


Kinder und junge Erwachsene, die sich noch in der Schulzeit befinden, kämpfen ohnehin schon mit gesellschaftlichen Problemen wie Leistungsdruck, Diskriminierung, Sexismus, dem Patriarchat usw. Wirklich neu ist das nicht aber eines weiß ich: Vor 15 Jahren war noch niemand in meiner Schule handysüchtig. Wir waren einfach nur faul.


Mittlerweile führe ich regelmäßig Streitgespräche mit meinem Sohn über die Dauer der Handynutzung. Er ist sich dem Ausmaß des Problems noch nicht bewusst, im Gegensatz zu meiner Workshop-Gruppe:

"Ich merke, wie meine Noten leiden, weil ich ständig in meinem Handy versinke. Es ist schwer, sich zu konzentrieren, wenn man handysüchtig ist."

"Es ist traurig zu sehen, wie wir uns alle in diese digitale Welt verlieren. Wir sollten uns mehr auf unsere echten Leben konzentrieren und weniger auf unsere virtuellen Profile. Handysucht macht uns nur unproduktiv und unglücklich."

"Die ständige Jagd nach Likes und Views auf TikTok hat mich in einen Teufelskreis aus handysüchtigem Verhalten gezogen. Es ist, als würde mein Gehirn auf diese virtuelle Anerkennung süchtig werden, und ich muss lernen, diese Abhängigkeit zu überwinden, bevor sie meine Leistungsfähigkeit komplett beeinträchtigt."

"TikTok ist wie eine Endlosschleife, die mein Gehirn mit Dopamin überflutet. Es ist beängstigend zu realisieren, wie süchtig ich nach diesem schnellen, aber oberflächlichen Glück geworden bin."



Junger Mann schaut handysüchtig in sein Smartphone.


Ehrlich gesagt war ich erstaunt, wie reflektiert diese Gruppe über ihr eigenes Verhalten nachdenkt und spricht. Erkenntnis sei der erste Schritt zur Besserung, sagt man. Aus diesem Grund haben wir in der Gruppe über Wege und Möglichkeiten gesprochen, aus diesem ungesunden Verhalten auszubrechen:


  1. Selbstreflexion und Erkenntnis: Der erste Schritt besteht darin, die Handysucht anzuerkennen und zu verstehen, wie sie das Leben beeinflusst. Jugendliche können sich fragen, warum sie so viel Zeit mit dem Handy verbringen und welche negativen Auswirkungen dies auf ihre Gesundheit, Beziehungen und Leistungen hat.

  2. Festlegung von Grenzen: Es ist wichtig, klare Grenzen für die Handynutzung festzulegen. Dies kann durch die Einführung von Zeitlimits, Handy-freie Zonen (zum Beispiel im Schlafzimmer) oder festen Zeiten für die Nutzung geschehen.

  3. Alternative Aktivitäten: Jugendliche können alternative Aktivitäten finden, die ihre Zeit und Aufmerksamkeit beanspruchen. Dies kann Sport, Hobbys, Lesen, soziale Aktivitäten ohne Handy oder kreative Projekte umfassen.

  4. Unterstützung durch Familie und Freunde: Jugendliche sollten mit Familie und Freunden über ihre Handysucht sprechen und um Unterstützung bitten. Dies kann durch moralische Unterstützung, gemeinsame Aktivitäten ohne Handy oder die Einrichtung gemeinsamer Regeln für die Handynutzung geschehen.

  5. Professionelle Hilfe: In einigen Fällen kann professionelle Hilfe erforderlich sein, um mit einer Handysucht umzugehen. Therapeuten, Berater:innen oder Selbsthilfegruppen können Jugendlichen helfen, die zugrunde liegenden Ursachen der Sucht zu identifizieren und Bewältigungsstrategien zu entwickeln.

  6. Digitale Entgiftung: Eine radikale, aber wirksame Methode ist eine digitale Entgiftung, bei der das Handy für einen bestimmten Zeitraum komplett ausgeschaltet wird. Dies ermöglicht es dem Gehirn, sich von der ständigen Stimulation zu erholen und neue Gewohnheiten zu entwickeln.


Abgesehen von Kindern und Jugendlichen betrifft das Problem der Handysucht natürlich genauso Erwachsene. Ich ertappe mich selbst manchmal dabei, sinnlos Content zu konsumieren, um Zerstreuung zu finden. Für mich hat sich die kurzzeitige, digitale Entgiftung bewährt: Spaziergänge mit Hund aber ohne Handy, handyfreie Zeiten während des Essens und bei Familienaktivitäten, kein Handykonsum unmittelbar vor dem Schlafengehen und nach dem Aufstehen, usw.


Es ist wichtig zu betonen, dass der Ausbruch aus der Handysucht Zeit und Engagement erfordert. Es geht darum, gesündere Gewohnheiten zu entwickeln und bewusster mit der digitalen Technologie umzugehen. Sie beherrscht mittlerweile unseren Alltag und ist Fluch und Segen zugleich. Die Kontrolle darüber sollte jedoch in unseren bewussten Entscheidungen liegen.


Wie denkst du darüber? Bist oder warst du von Handysucht betroffen? Welche Strategien hast du entwickelt? Lasse uns gerne deine Erfahrung in den Kommentaren da!

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